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Alter – alles Kopfsache? Wie wir älter besser werden können

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Haben Sie schon mal von der Demografie-Ausstellung „Ey Alter“ gehört? Wenn nicht, sollten Sie sich diese unbedingt ansehen, egal ob Sie jung oder alt sind. Ist der demografische Wandel ein Problem oder eine Chance? Um diese Frage geht es und da müssen erst einmal die eigenen Vorurteile auf den Prüfstand. Die werden in der Ausstellung heiter bis sportlich gründlich durchgerüttelt – versprochen!

Seit kurzem ist die Ausstellung im Gasometer in Berlin-Schöneberg zu sehen. Nach Bremen und Stuttgart ist das bereits der dritte Ausstellungsort, mehr als 350.000 Besucher haben die Ausstellung bisher gesehen besucht. Aber wer kommt überhaupt auf die Idee, zu so einem leidigen Thema eine Ausstellung zu machen? Die Antwort, durchaus überraschend: Initiiert wurde die Ausstellung vom Chef der Mercedes-Benz Pkw-Produktion, Markus Schäfer. Sie ist Teil einer Demografie-Initiative im Unternehmen und wurde von der Jacobs University in Bremen wissenschaftlich begleitet.

2060 ist jeder dritte Deutsche über 65

Der demografische Wandel macht auch vor Daimler nicht Halt. Laut Statistiken wird 2060 jeder Dritte Deutsche mindestens 65 Jahre alt sein. Eine echte Herausforderung im Bereich Produktion. Oder doch nicht?

Projektleiterin Sylvia Hütte-Ritterbusch führt Klaus Wowereit, ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin, durch die Ausstellung. Er ist Botschafter der Ausstellung auf Plakaten in Berlin.

Tatsache ist, dass in den Produktionswerken je nach Gründungsdatum der Altersdurchschnitt der Belegschaft durchaus sehr unterschiedlich ist – aber das ist offensichtlich für Qualitätskennziffern irrelevant. Auf was kommt es denn dann an?

„Ey Alter“ – Beleidigung oder Kompliment?

Sind wir doch mal ehrlich: Wir wollen alle jünger sein, als wir es sind. Frauen wie Männer geben eine Menge Geld dafür aus, sich Jugendlichkeit zu kaufen, sei es in der Parfümerie, im Fitnessstudio, im Kleiderladen oder im Autohaus. Ja, auch da. Denn unser Denken wird massiv geprägt von der Grundannahme: “Alter = Defizit”. Das ist fatal: Denn die negativen Altersbilder in unseren Köpfen bestimmen unser Handeln entscheidend mit.

Wir beschränken uns selbst und unsere Lebenswirklichkeit, weil wir uns entweder alt fühlen, oder vor dem Alter davonlaufen wollen. Dabei gibt es nicht „das Alter“ als uniforme Lebensphase. Es ist eine Ausprägung unserer Persönlichkeit, unter vielen anderen. Sie setzt sich aus einer Vielzahl von Facetten zusammen – die wir durchaus beeinflussen können und zwar in weitaus größerem Maße als bisher gedacht. Damit beeinflussen wir auch, wie „alt“ wir tatsächlich sind. Es gilt, diese Potentiale in ihrer Vielfalt zu entdecken, auszubauen und einzusetzen – im Beruf wie im Privatleben.

Dabei hat das Alter auch viele positive Seiten – mittlerweile kann ich das aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich möchte mit Jüngeren wirklich nicht tauschen – und viele meiner Altersgenossen bestätigen das. Man hat einen riesigen Schatz an Erfahrungen in allen Lebensbereichen gesammelt. Das macht heiterer und gelassener, auch selbstbewusster und verantwortungsbewusster. Man ist dankbarer für das, was man hat. Und das Leben läuft meist in viel stabileren Bahnen.

Das gilt für die Psyche, die Gesundheit, die wirtschaftlichen Rahmenbedingen und auch die sozialen Beziehungen. Damit hat man viel Kraft und Energie für andere Dinge frei, um zum Beispiel seine Erfahrungen weiterzugeben oder anderen zu helfen. Das gilt seit langem in den Familien, das gilt aber genauso im beruflichen Umfeld. Im demografischen Wandel steckt also auch eine große Chance. Dieses Potential ist jedoch noch nicht überall erkannt worden.

Was sagt die Wissenschaft dazu?

Wissenschaft und Forschung haben in den letzten Jahrzehnten revolutionäre Erkenntnisse geliefert, insbesondere auch die Sozialforschung. Diese Erkenntnisse sind in die Ausstellung „Ey Alter“ eingeflossen. Sie räumt gründlich mit den Vorurteilen auf, die wir in Sachen „Alter“ mit uns herumschleppen. Sie beeinflussen nicht nur unser Verhalten, sondern sogar unsere Leistungsfähigkeit und unsere Gesundheit – das sagt die Wissenschaft.

In der Ausstellung kann man das konkret mit sich selbst erleben. Es gibt eine Art Fitness-Parcours, in dem man seine ganz individuellen Fähigkeiten ausprobieren und messen kann. Ich habe mich auch auf diesen Parcours mit seinen 20 Stationen begeben und dabei meine eigenen Überzeugungen und meine mentale und körperliche Fitness auf die Probe gestellt. Das macht Spaß und die Vorstellung, was Alt oder Jung ausmacht, wird mit jeder Station mehr in Frage gestellt.

Wie hoch man aus dem Stand springen kann, sagt etwas über die allgemeine Fitness aus.

Es wird deutlich, dass mit dem Alter manche Fähigkeiten ab-, andere aber zunehmen. Und das ist individuell sehr verschieden. Manche Dinge kann man in jüngeren Jahren besser, manche in späteren. Und Training spielt in jedem Alter eine entscheidende Rolle. Meine Erkenntnis: Alter fängt da an, wo Neugier und Lernen nachlassen! Für die Arbeitswelt heißt das, dass es ganz entscheidend auf die Motivation des Einzelnen und die Zusammensetzung des Teams ankommt. Und hier ist nicht das Alter der wichtigste Faktor, sondern das Erfahrungswissen. Weiterhin kommt es darauf an, dass die richtigen Teamtypen zusammenarbeiten und der „Spirit“ stimmt. Der Altersdurchschnitt hingegen hat für den Teamerfolg wenig zu sagen.

Konsequenzen für die zukünftige Arbeitswelt

Zum Thema Alter brauchen wir endlich eine vorurteilsfreie Diskussion. Es ist mittlerweile angekommen, dass sich die Mitarbeiter den sich ändernden Bedingungen der Arbeitswelt anpassen müssen. Aber die Arbeitswelt muss sich auch den sich ändernden Potentialen der Menschen anpassen. Dabei geht es zum einen speziell in körperlich anstrengenden Berufen natürlich um Ergonomie am Arbeitsplatz, aber auch um Motivation. In beiden Bereichen hat Daimler verschiedene Angebote wie das die Produktionsergonomie, das Gesundheitstraining oder das Generationenmanagement.

Gleichzeitig handelt es sich hier aber um ein gesamtgesellschaftliches Thema. Bisher sind die Entlohnungs- und Anreizsysteme in den Betrieben zum Beispiel häufig so ausgelegt, dass die Entwicklung so ab 50 zum Erliegen kommt. Danach laufen Karriereentwicklung und Weiterbildung meist auf Sparflamme. Aber von 50 bis zur Rente mit 67 sind es immerhin 17 Jahre – das ist so viel wie Schulzeit und Studium zusammen! Und kein Unternehmen kann es sich leisten, Mitarbeiter zu haben, die eine solche Zeitspanne nur mit halber Motivation absitzen. Was also ist zu tun:

  1. Weg mit dem Vorurteil, dass Alter ein Defizit bedeutet!
  2. Achtet überall auf eine gute Mischung zwischen jung und alt, damit Teams ihr ganzes Potential entfalten können!
  3. Sorgt für die Wertschätzung jedes Einzelnen, damit alle vorhandenen Talente sich bestmöglich entwickeln und entfalten können. Fachliche und persönliche Eignung soll im Vordergrund stehen, das Alter hat keine Relevanz.
  4. Lebt einen Führungsstil, der der Eigenständigkeit und dem Verantwortungsbewusstsein der erfahrenen Mitarbeiter Raum gibt.
  5. Setzt darauf, dass man in jedem Lebensalter gefordert und gefördert werden muss. Nutzt das Potential älterer Mitarbeiter zur internen Schulung und zum Know-how Transfer.

„Ey Alter“ – zugegeben, der Titel der Ausstellung klingt ein wenig respektlos. Er fordert heraus, sich offen und mit Humor dem Thema zu stellen. Spielerisch erfährt man eine Menge über sich selbst und die Relativität von Alter. Am Ende des Rundgangs erhalten Sie eine Urkunde mit Ihrem ganz persönlichen „EyScore“, der die Ergebnisse zusammenfasst und ein ganz persönliches Fähigkeiten-Profil ausweist. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten – Sie sollen ja neugierig bleiben!

Der Beitrag Alter – alles Kopfsache? Wie wir älter besser werden können erschien zuerst auf Daimler-Blog.


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